InTime-Bericht Wintermaerchen

Tagebuchnotizen von Ariana, Auelfe aus dem Herzogtum Drachenstein

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Diese Aufzeichnungen geschehen im Auftrag von Auelfin Ariana, da sie selbst nicht lesen und schreiben kann. Ich versuche diese seltsame Geschichte wortwörtlich wiederzugeben, und übernehme deshalb keine Haftung für irgendwelche Fehlaussagen oder Beleidigungen!

Xaida

Es war der 23. Decander als ich mit meinem erst vor kurzem getroffenen Reisebegleiter Derion in Naaban, der Hauptstadt des Herzogtums Drachenstein, eintraf. Derion ist ein Druide, der ein kleines Problem mit seinem Alter hat. Wenn ich diesen verschlossenen und etwas muffligen Mann richtig verstanden habe, so ist er wohl nicht so alt wie er aussieht. Das liegt an einer seltsamen Krankheit, glaube ich.

Jedenfalls trafen wir am Abend in Naaban ein, und hielten auf die Burg des Herzogs Angulf II zu, da wir beide zum Winterboldfest wollten. Vor den Toren der Burg wurden wir von den Wachen angehalten, unsere Waffen abzugeben und uns einer Leibesvisitation zu unterziehen. Dabei gingen die Wachen nicht gerade zimperlich mit uns um. Der Hauptmann, ein Zwerg - das sagt schon alles - und der stellvertretende Hauptmann, ein Elf!!! - man stelle sich das vor, ein Elf in der Drachengarde ! - vielen mir besonders negativ auf. Nachdem wir unsere Waffen abgegeben und uns der unangenehmen Prozedur unterzogen hatten, wurden wir auf unsere Zimmer gebracht.

Eine Wache führte uns in die Burg, wo wir von den Bediensteten des Herzogs empfangen wurden. Der Hofmarschall trug unsere Namen in eine Gästeliste ein, und dann wurden wir von der freundlichen Kammerzofe Hilda auf unser Zimmer geführt. Nun, ja, es war wohl angemessen eingerichtet für Leute aus dem gemeinen Volk, dennoch war es nicht gerade mein Geschmack. Nachdem wir uns kurz frisch gemacht hatten, wurden wir von unserer Zofe in den Speisesaal geleitet. Unterwegs trafen wir piekfein gekleidete Personen, die so taten als wären sie äußerst wichtig. Die Menschen nennen diese Leute den Adel. - Adelig oder nicht, sie sahen aus wie Clowns.

Im Speisesaal trafen wir auf weitere Reisende, die das Winterboldfest hier genießen wollten. Einige waren sogar selbst vom Herzog eingeladen worden. Es gab Leute, die erst vor kurzem aus dem Grunewald gekommen waren, darunter auch ein Magus namens Arkus Wolpertinger und eine Hobbit, sowie Menschen aus allen Ecken des Reiches. Auch zwei Zwerge waren zugegen.

Ich dachte, ja immer, dass alle bei einem Fest zusammen feiern würden, aber der Herzog zog es wohl vor mit der vornehmen Gesellschaft alleine zu dinieren. - Da muss ich noch dazu sagen, diese Menschen sind in dieser Hinsicht sehr sehr komisch. Sie legen sehr viel Wert auf Etikette und Anrede. Jeder Mensch von hohem Stand wurde mit Eure Hoheit, Eure Spektabilität, Eurer Ehrwürden usw. angeredet. Ich finde das ja ziemlich lästig. Es reicht doch, wenn man den Namen weiß ! Aber nein, da wird noch von einem verlangt, dass man sich seinen Titel, seine Anrede und am besten noch seine ganze Adelsgeschichte merkt!-

Aber zurück zur Geschichte.

Die Gesellschaft im Saal war sehr lustig und ich habe mich gut amüsiert. An meinem Tisch saßen außer dem Derion die Delegation aus dem Grunewald und ein Streuner namens Waldrabe ( Dazu muss ich, Xaida, anmerken, dass ich Waldrabe ebenfalls kenne. Wir begegneten uns in Valluva.) . Dieser erzählte mir von schrecklichen wolfsartigen Wesen, die seit einiger Zeit den Wald unsicher machen. Als wenn der Wald nicht auch ohne sie gefährlich genug gewesen wäre. Es soll dort Hexen geben, und andere bösartige Kreaturen. Auch das etwas verschlossene Volk der Waldelfen, unsere Vetter, sind dort heimisch.

Jedenfalls waren die Geschichten alle sehr interessant. Die anderen der Delegation gehörten zu einem Bund, dem Drachenbund, den sie wohl geschlossen hatten, als sie sich in einer Notlage befanden. Was das alles genau bedeutet, weiß ich nicht. Mir ist nur bekannt, dass dieser Magus Arkus, ein Mitglied dieses Bundes, damals im Grunewald einen Kristall ausgehändigt bekam, und zwar von einem Geist. ( Auch Arkus war damals in Valluva anwesend.)

Nun, jedenfalls verbrachten wir geraume Zeit im Speisesaal und ließen es uns gut gehen, da wurden zwei Leute vom Drachenbund aufgefordert beim Innenminister zu erscheinen. Darunter auch der Magus. Von da an verlief dieses Fest höchst sonderbar. Wir verabredeten uns alle in der Taverne und verließen den Saal, da traf ich auf seine Eminenz oder war es doch seine Spektabilität, den Paladin des Mors. Wir hatten nur ein kurzes Gespräch, da er ein viel beschäftigter Mann ist, und er stellte mich auch der Hochgeweihten der Göttin Paxa, Jaela, Oberhaupt der Kirche in Naaban, vor. Eine sehr angenehme Person - für einen Menschen.

Nach einem weiteren Gespräch mit Jaela machte ich mich auf den Weg zur Taverne. Dort traf ich auf meinen neuen Freunde und wir plauderten ein wenig. Kurz darauf trat der Hofmarschall ein und kündigte seine Durchlaucht, den Herzog, an. Alle standen sofort auf und verbeugten sich so tief, dass sie mit ihren Zungen fast den Boden wischten. Was für ein Aufsehen nur für einen in Seide gehüllten, hochnäsigen jungen Mann! Allerdings verbeugte auch ich mich, wenn auch nicht so tief, um nicht aufzufallen. Ich wollte dieses lustige Spiel der Menschen ein Weile mitspielen.

Der Herzog war in Begleitung seiner Dienerschaft gekommen, um das „gemeine" Volk zu begrüßen, und ein frohes Fest zu wünschen. Dabei wurde jeder seiner Schritte von zwei Wachen der Drachengarde verfolgt. Diese schauten grimmig drein, und als der Herzog nach seiner Ansprache geruhte Platz zu nehmen, bauten sie sich hinter ihm auf und standen da, als hätten sie einen Speer verschluckt.

So nun muss ich aber mal eine kleine Rückblende machen. Zuerst etwas über das Fest. Dieses Winterboldfest wird jedes Jahr am 24. Decander veranstaltet. Dabei geht es darum, die Winternickel, böse Kreaturen, die den Menschen schaden und diese sogar auffressen, zu vertreiben. Dies geschieht durch die Winterbolde, Freunde der Menschen. Die Leute unterstützen die Winterbolde, indem sie ihnen Milchbrei mit Honig vor die Tür stellen. Einmal im Jahr werden diese Winterbolde dann durch eine Feier geehrt.

Der Herzog, Angulf II, hatte dieses Fest zum Anlass genommen, den Herzog von Kleinrhaetikon, Stefan von der Tann, einzuladen und mit ihm in Verhandlungen zu treten. Dieser Herzog war nun spät abends mit seiner Gefolgschaft in Naaban angekommen und musste sich der gleichen entwürdigenden Prozedur am Burgtor unterziehen, wie wir anderen auch. Dieser fühlte sich dadurch zutiefst beleidigt, und schon gab es die ersten Konflikte. Selbst seiner Leibwache wurden die Waffen abgenommen. Ich dachte nur: ‚meine Güte, haben sich diese Menschen aber pingelig!‘ Ich habe mich auch nicht gern von meinem Bogen getrennt, aber für die Sicherheit des Herzogs Angulf war dies nun mal von Nöten.

- Ihr fragt Euch sicher, woher ich das alles weiß, aber es gab zwischen mir und Jaela, sowie dem Paladin des Mors, Pyratis, einen regen Informationsaustausch. Sie hielten mich wohl für vertrauenswürdiger als den Rest der Gäste. Was natürlich auch stimmt!

Zurück zur Taverne. Nachdem der Herzog nun seine Rede gehalten hatte, setzte er sich noch eine Weile zur adeligen Gesellschaft, bevor er sich wieder zurückzog, um mit dem Gesandten aus Kleinrhaetikon zu verhandeln. Währenddessen traf Jaela ein, um ihrer Göttin zu huldigen. - Dazu muss ich sagen, dass sich der Schrein der Paxa in der Taverne befand. -Wir kamen ins Gespräch, als sie auch schon wieder gerufen wurde, einem Zwerg zu helfen, der ein Problem mit seinem Finger hatte. - Diese Kirchendiener waren wirklich gefragte Leute auf diesem Fest.

Indessen unterhielt ich mich mit einer Gesandten aus Kleinrhaetikon. Sie war eine Auelfe, wie ich. Jedoch fand ich, dass sie eine sehr waldelfische Auelfe war. Ihr hoher Rat hatte sie zum Erzherzog Kleinrhaetikons gesandt, um die Menschen besser kennenzulernen, da diese immer mehr in ihr Gebiet vordrangen und ein Kontakt zwischen Elfen und Menschen sich kaum noch vermeiden ließ. Sie berichtete mir viel Interessantes von ihrem Volk.

Kurz darauf, bat mich der Pyratis um ein Gespräch unter vier Augen. Er weihte mich ein, dass am Hofe des Herzogs seltsame Dinge vor sich gingen, und da er keinem der Gäste und vor allem nicht dem Hofstaat traute, bat er mich, als neutrale Elfe, ihm in gewissen Angelegenheiten zu helfen. Normalerweise gehen mich die Probleme der Menschen recht wenig an, aber ich war doch neugierig geworden. Da auch der Paladin ein sehr beschäftigter Mann war, weihte mich die Geweihte der Paxa, die mit ihm unter einer Decke steckte, in die genauen Geschehnisse ein.

Der Innenminister hatte wohl zwei Alchemisten des Ordens Hüter des Wissens beauftragt, dem Herzog in einer privaten Angelegenheit zu helfen. Der Minister meinte, dass der Herzog schon längere Zeit nicht mehr er selbst sei und das die Staatsgeschäfte darunter litten. Da die beiden Herren nicht so recht wussten, wie sie Hochwürden helfen konnten, wandten sie sich an die Hochgeweihte, die sich wiederum an den Paladin wandte, der sich dann an mich wandte. - Alles sehr verwirrend, nicht wahr?

Nun, das Problem des Herzogs war folgendes. Jeden Abend ging er hinaus zur Burgmauer, um an einem stillen, verlassenen Ort zu Gor zu beten. Dies war die einzige Zeit, in der er keine Wachen um sich gescharrt hatte, die ihm ja sonst wie treue Hündchen hinterher liefen. Die Innenminister war nun der Meinung, dass der Herzog entweder etwas anderes tat als Andacht zu halten, oder dass der Herzog in Gefahr wäre. - Jedenfalls habe ich das so verstanden.

Nun bat mich Pyratis, den Herzog zu belauschen, um zu erfahren, was da nun wirklich vor sich ging. Also ging ich mit einer Erisgeweihten, die auch eingeweiht war, zu diesem Ort. Wir näherten uns dem Eingang des kleinen Hofes, als wir auch schon leise Stimmen vernahmen. Leider konnte ich nichts genaueres verstehen, also schlich ich eine Treppe hinauf, die zur Burgmauer führte, um näher heranzukommen. Inzwischen murmelte die Erisgeweihte vor sich hin. Sie schien zu beten. Als ich die letzte Stufe schon fast erreicht hatte, hörte ich Schritte und sah kurz darauf eine seltsame Kreatur, die sich auf allen Vieren entlang der Burgmauer bewegte. Sie hatten uns entdeckt! Sofort entfernte ich mich von der Treppe, um nicht erwischt zu werden. Die Zeit hatte für die Erisgeweihte jedoch ausgereicht. Sie hatte mit Hilfe der Göttin Eris das Gespräch des Herzogs belauschen können. Auch meinte sie eine weibliche Stimme vernommen zu haben. Beide klangen sehr niedergeschlagen.

Bevor wir uns alle in die Taverne zurückzogen, um weiter zu beraten, alarmierten wir noch die Wachen, nach seltsamen vierbeinigen Wesen Ausschau zu halten..

In der Taverne gesellten sich die beiden Alchemisten, Rigal Handschuh und Tarik Wiesengrün, zu uns und nach langem Zögern rückten sich endlich mit mehr Informationen heraus.

Sie erzählten, dass sich der Herzog schon längere Zeit an diesem Ort zur Mitternachtsstunde mit jemandem traf. Dabei handelte es sich aber nicht um eine Frau, sondern um eine Fee, in die er unsterblich verliebt war. Der Herzog wäre dennoch sehr unglücklich, da er die Fee nicht berühren dürfe, oder sie würde sich auflösen. Beide wussten nicht wie das Problem zu lösen sei und auch der Innenminister, der über den Kummer des Herzogs Bescheid wusste, könne nichts tun. Deshalb also sollten sich die beiden Alchemisten darum kümmern.

Tja, so leicht lässt sich so ein Problem aber nicht lösen. Deshalb statteten wir dem Ort einen weiteren Besuch ab, um eventuelle magische Schwingungen festzustellen und/ oder auffällige Spuren zu finden. Dabei wurden wir von einem Soldaten gestört, der uns sehr verdächtig anblickte. Nachdem wir aber auch ihn einweihten, sagte er uns, dass er auch davon wüsste - die Menschen sind wirklich sehr gut im Geheimnisse hüten!- und er war auch der Ansicht, dass der Innenminister ein falsches Spiele treibe.

Die beiden Hüter des Wissens zogen sich indes in die Bibliothek zurück, um dort eventuell Hinweise zu erhalten.

Wir anderen gingen zurück in die Taverne , um einige Lösungsvorschläge zu diskutieren. Nach einer Weile gesellten sich ein Zwerg und seine zwei Begleiter zu uns. Sie fragten Jaela, ob sie nicht an Pflanzen interessiert sei. Sie hätten wohl eine Pflanze entdeckt, die für gewisse Tränke von großem Nutzen sei. Natürlich wollten sie dafür auch ein ‚gewisses‘ Entgelt. Nach langem hin und her rückten die drei damit raus, dass sie eine Pflanze, die auf einem Baum wächst, entdeckt hätten, diese aber nicht selbst pflücken wollten aufgrund gewisser Gefahren.

Ich selbst bin in Pflanzenkunde noch nicht so bewandert, ein Defizit, das ich schleunigst beseitigen sollte, und ließ mir erklären, dass es sich um eine Pflanze handelte, die recht selten vorkommt und die Tränke magisch machen sollte. Allerdings kann man diese Pflanze nur in einer sternklaren Nacht pflücken, wenn man nicht Gefahr laufen will, den Zorn einer Fee herauf zu beschwören, die sich in dieser Pflanze befinden soll. Pflückt man die Pflanze zur falschen Zeit, dann befreit man diese Fee, kann sie aber nicht in die Schattenwelt schicken. Die Fee muss in der Welt der Sterblichen weilen und wird deshalb ihrem Peiniger aus Zorn großen Schaden zufügen. - Tja, die drei hatten also Schiss!

Dennoch ließ sich Jaela auf den Handel ein. Sie zahlte den dreien ein Silber und ein Kupfer und ließ sich den Ort zeigen. Allerdings war die Nacht alles andere als sternklar, so dass sie noch etwas warten musste.

Bei dem Gespräch kam auch noch heraus, dass es sich bei der Gestalt auf der Burgmauer, die ich gesehen hatte, nicht um einen Hund oder einen Trollock oder einen bösen Feentroll handelte, wie schon wieder gemunkelt wurde - ohne dass ich dazu etwas gesagt hätte - sondern um den Abenteurer, der hier an unserem Tische saß. Auch diese drei hatten irgendwie erfahren, dass der Herzog sich dort regelmäßig mit jemandem traf und wollten diesen belauschen. Sie konnten den Herzog und seine Liebste auch beobachten, hatten jedoch kein Wort verstehen können.

Inzwischen waren Gesandte aus Garth angekommen, die wohl auch Verhandlungen mit dem Herzog führen wollten. Alle waren sie Magier und sie trugen auch alle dunkle Roben und sahen recht düster aus. Kein Wunder also, dass sich schon kurz nach ihrer Ankunft Gerüchte ausbreiteten, sie seien Schwarzmagier und stünden im Dienste des Diskor.

Ich jedenfalls hatte für diesen Abend genug von gehüteten Geheimnissen und Gerüchten, als alle plötzlich in helle Aufregung gerieten. Pyratis stürmte in die Taverne und erzählte, dass ihm und den Anwesenden in der Bibliothek ein Geist erschienen sei. Es handele sich dabei wohl um die rastlose Seele Calandors. Der Paladin ging mutig auf ihn zu und verlangte, dass der Geist im Namen Mors verschwinden sollte. Dieser aber hat nur gelächelt und ging ganz einfach durch Pyratis hindurch. - Später erklärte mir Pyratis, dass er eine große göttliche Macht gespürt hätte, als dieser Calandor durch in hindurch ging. - Der Geist hat dann Arkus Wolpertinger, der zufällig auch anwesend war, gebeten den Kristall, den er von einem anderen Geist im Grunewald erhalten hatte, zu nehmen und damit ein gewisses Kästchen, welches sich auch ganz zufällig in der Bibliothek befand, zu öffnen. In diesem Kästchen befand sich ein winziger Schlüssel, den der Magus sofort an sich nahm, und ein Stück Papier, auf dem ein Rätsel stand.

......

Es handelte sich also offensichtlich um die Schreine der fünf Götter, die hier in der Burg verteilt waren.

Nachdem der Paladin seine Fassung wiedererlangt hatte, machten wir uns also auf die Suche nach dem Gorschrein, um diesen zu untersuchen. Unglücklicherweise befand sich dieser in der Wachstube der Drachengarde, die uns nicht so einfach hinein ließ. Selbst die Paxageweihte wurde zunächst abgewiesen, da der wachhabende Offizier, sie nicht erkannte. - Was sind das nur für Umstände auf dieser Burg! Erst legen alle so viel Wert auf ihren Titel und ihren Rang, und dann werden sie nicht einmal von den eigenen Leuten erkannt! Menschen!!! - Als wir dann endlich den Schrein in Augenschein nehmen durften, wimmelte es in der Wachstube nur so von neugierigen Gardisten. Wir untersuchten den Schrein und fanden ein winziges Schloss. Auch spürte ich eine magisch-göttliche Aura, besonders in Richtung der Taverne, in der der Paxaschrein stand.

Nun, wir waren nicht in der Lage das Schloss aufzubrechen und verließen die Wachstube, um schlafen zu gehen. Am nächsten Morgen würde uns bestimmt eine Lösung einfallen.

Bevor wir uns aber zur Ruhe begaben, gingen Jaela, Pyratis und ich nochmals hinaus, und stellten fest, dass sich die Nacht aufgeklärt hatte. Die Sterne funkelten strahlend am Himmel. Also beschlossen wir, diese Pflanze doch noch zu pflücken. Vorsichtig und auch etwas nervös näherte sich Jaela der Pflanze und schnitt sie am Schaft ab.

Es ist natürlich nichts passiert! Keine Fee die sich zornig auf die Paxageweihte stürzte. - Menschen sind wirklich äußerst abergläubisch!

Schließlich begaben sich dann Ihre Spektabilität und Ihre Hoheit in ihre Gemächer, während ich mich in mein für Auelfen etwas ungemütliches Kämmerchen begab.

Am nächsten Morgen wurden wir von Hilda geweckt um das erste Mahl des Tages einzunehmen. Kaum war dieses beendet gab es erneut Aufruhr. Ein abgehackte Hand soll gefunden worden sein. Viele Menschen und Zwerge drängten sich an einer bestimmten Stelle der Burgmauer und schienen etwas zu suchen. Auch Jaela, der Pyratis und ich gingen hinunter, um zu sehen was da los war. Eine Falltür war aufgeklappt und eine rutschige alte Treppe führte nach unten. Wir stiegen hinab, als uns schon eine ganze Schar von Leuten entgegen kam. Sie berichteten uns, dass dort eine blutige, stinkende abgehackte Hand läge, an deren Finger sich ein grob geschmiedeter Ring befände. Den Ring hatte einer der Leibwachen des Erzherzogs von Kleinrhaetikon an sich genommen. - Dazu muss ich sagen, dass mir diese Leibwächter sehr verdächtig waren. Sie schienen sich in allerlei Dinge einzumischen, die sie nichts angingen. - Jedenfalls zeigte er mir den Ring, aber ich konnte keine magischen Ströme spüren.

Pyratis hatte sich indes den Hut von Waldrabe mehr oder weniger geborgt und war wieder hinabgestiegen, um diese Hand zu holen. Sie stank bestialisch. Waldrabe war außer sich, dass sein ach so teurer Hut nun von Blut beschmutzt war und stank.

Die meisten Leute gingen zurück, um zu erfahren, was es mit dieser Hand nun auf sich hatte. Ich selbst bin mit Jaela die Burgmauer außen abgeschritten, um nach Pflanzen Ausschau zu halten. Nach einiger Zeit fanden wir auch eine Pflanze namens Goldgras. Was sie allerdings bewirkt, weiß ich nicht.

Als wir wieder in der Burg waren, gab es schon wieder Neuigkeiten über die Hand und den Ring. Die Hand gehörte wohl einem Meisterdieb, der vor erst wenigen Wochen geschnappt worden war . Der Ring selbst sollte wohl laut einem Märchen einem Mann gehören, der ihn als Zeichen seiner Liebe für seine Frau geschmiedet hatte. Als die Frau nun starb, grämte sich der Mann gar sehr. Und als er dann eine wunderschöne Fee sah, die seiner Frau sehr ähnlich sah, so wollte er sie berühren. Doch konnte er dies nicht, sonst würde die Fee sich auflösen. Eines Tages hielt der Mann es nicht länger aus, und er streckte die Hand nach der Fee aus. Er berührte sie mit der Hand, an dem er den besagten Ring trug. Da wurde die Fee größer und gewann an Substanz bis sie aus Fleisch und Blut vor ihm stand.

Diese Geschichte gab Hoffnung, dass man dem Herzog helfen konnte. Also bat Jaela um eine Audienz und brachte den Herzog dazu alles zu gestehen. Sie gab ihm den Ring, der von der Leibwache des Erzherzogs zurückgefordert wurde, aber wieß drauf hin, dass sie glaubte, der Herzog müsse selbst einen Pfand seiner Liebe schmieden, um seine Fee in die Welt der Menschen zu holen.

Währenddessen wurde der Zwerg beschuldigt, zwei Schatullen mit Edelsteinen gestohlen zu haben. Er wurde festgenommen und in das Verlies geworfen. Wie sich später aber herausstellte, hatte ihm die Erisgeweihte einen Streich gespielt. Sie hatte die Schatullen entwendet und dem Zwerg recht günstig verkauft, der natürlich nicht wusste, dass die Steine gestohlen waren. - Nun, das hat man von der Gier nach Gold!

Auch war es in der Zwischenzeit gelungen den Schrein des Gor zu öffnen. Es war ein Rätsel darin welches besagte, dass man drei Symbole des Gors finden müsse, um den nächsten Schrein zu öffnen. Es waren drei Zimmerschlüssel, die dazu nötig waren.

Als nächstes öffnete sich der Paxaschrein in der Taverne. Auch hier gab es wieder ein Rätsel. Es mussten Bänder in den Farben des Regenbogens gefunden werden, die in der richtigen Reihenfolge eingefädelt den nächsten Schrein öffnen würden. Diese Bänder wurden in der Bibliothek gefunden.

Der nächste Schrein, der sich öffnete, war der Schrein der Igma in der Bibliothek. Ich hatte den ganzen Tag schon versucht in diese zu gelangen, war aber immer wieder abgewiesen worden. Also kann ich nur das wiedergeben, was mir die Geweihte erzählte. Ein neues Rätsel musste gelöst werden. Dabei mussten vier Tränke entschlüsselt werden, um eine Zahlenkombination zu erhalten. Diese wurde gebraucht, um vier Scheiben in die richtige Position zu drehen. Danach öffnete sich der Schrein der Eris.

Dies war ein Zahlenrätsel und eine Person mit guten Fingergefühl musste Würfel in die Richtige Lage bringen.

Der letzte Schrein, der Schrein Mors, öffnete sich. Das Rätsel hier war eigentlich ganz einfach. „ Die Reihenfolge ist entscheidend", sagte es. Auch weiß ein Schriftzug darauf hin, was zu tun war. „Die Toten ehren", hieß es. Also mussten die Toten, die hier auf dem Morsanger ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, in der richtigen Reihenfolge geehrt werden. Alle waren sich einig, dass die Toten in der Reihenfolge ihrer Todesdaten geehrt werden müssten. Der Paladin kniete also nieder und sprach für jeden ein Gebet. Alles herum war still, nur die Stimme Pyratis war zu vernehmen, die immer lauter zu werden schien.

Dennoch passierte nichts. Also wurde das Gebet wiederholt, nur dass man dieses Mal die Toten in der Reihenfolge ihrer Geburtstage ehrte. Und etwas passierte. Was genau, kann ich auch nicht sagen, aber plötzlich gab es einen Zugang zu einem Verlies.

Alle stürmten hinunter, um zu schauen, was dort sei. Aber nach kurzer Zeit ging ich wieder hinauf zur Taverne, da es mir dort unten viel zu stickig, laut und voller Menschen war. Ich habe nur gehört, dass es viele Fallen gab, und ein Krieger sogar verletzt wurde. Am Ende mussten die fünf Kristalle, die in jedem Schrein gefunden worden waren, dort in einen weiteren Schrein eingefügt werden. Es öffnete sich eine Klappe und ein Medallion kam zum Vorschein, welches Arkus Wolpertinger an sich nahm. Was dies bedeutet, weiß ich allerdings nicht.

Zur selben Zeit saß ich mit Pyratis und Jaela in der Taverne. Ich selbst langweilte mich ein wenig und beschloss deshalb die Wachen ein wenig zu ärgern. Schließlich fand ich das sie das verdient hatten! Mich so rüpelhaft am Tor zu behandeln und mir den Bogen abzunehmen!

Ich ging also zur Wachstube und überlegte mir unterwegs, wie ich die Wache dort ablenken könnte. Aber ich hatte Glück. Es war gerade keine Wache anwesend. Also ging ich hinein und sammelte einige Schwerter und zwei Armbrüste ein. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass mir jemand dabei geholfen hat. Es war fast so als könnte ich eine höhere Macht spüren... .

Jedenfalls versteckte ich die Waffen in einem kleinen Wagen, der im Innenhof stand. Ich wollte sie ja nicht wirklich stehlen, sondern der Drachengarde einen Denkzettel verpassen.

Übrigens, Herr Herzog. Falls Sie diese Aufzeichnungen jemals zu Gesicht bekommen sollten, möchte ich nochmals betonen, dass ich es war, der Euren Gardisten diesen Streich gespielt hat. Es sollte ein Hinweis darauf sein, wie gut oder schlecht Ihre Drachengarde auf ihre eigenen Waffen achtgibt. Wenn nicht einmal Eure eigenen Wachen auf ihre Sachen aufpassen können, wer garantiert dann die Sicherheit Eurer Hochwürden? Vielleicht solltet Ihr bei der Drachengarde härter durchgreifen!

Natürlich blieb mein Streich nicht unbemerkt. Zuerst wurde der Zwerg durchsucht, dann folgte die Erisgeweihte, bei der aber auch nichts gefunden wurde. Schließlich durchsuchten sie alle Räume, auch meines, konnten aber nichts finden. Irgendwann war ein Gardist schlau genug in den kleinen Wagen zu gucken, und fand die Schwerter und Armbrüste.

Am frühen Abend, noch vor dem eigentlichen Festmahl, traf der Großinquisitor ein. Was er hier wollte, wusste ich zu dem Zeitpunkt noch nicht.

Das Festessen wurde mit einer großartigen Rede der Hochgeweihten der Paxa eingeläutet. Es war ein köstliches Mahl. Auch die Stimmung war gut. Der Herzog selbst hatte es sich nicht nehmen lassen mit dem gemeinen Volk im selben Saal zu speisen. Welch ein Anblick! Nur die zwei Wachen taten mir leid, die die ganze Zeit beim Herzog stehen mussten, und seinen Leib bewachten. Ihnen muss wahrlich das Wasser in Munde zusammengelaufen sein.

Das Fest hatte begonnen. Dennoch wurde es von einem schlimmen Ereignis überschattet. Während wir, das gemeine Volk ausgiebig in der Taverne bis zur späten Stunde feierte, und Waldrabe uns mit seinem musikalischen Können entzückte, wurden im Rittersaal Verhandlungen und Sitzungen gehalten. Der Großinquisitor hatte die Gesandten aus Garth der Geldfälscherei bezichtigt. Eine Krisensitzung wurde einberufen, die viele Stunden andauerte. Am Ende wurden die Gesandten einfach festgenommen. Dies ließen sich die Gesandten natürlich nicht bieten und flohen. Schon erschallte der Ruf: „ Es gibt Krieg!" und ich stürmte in mein Gemach um mich zu rüsten. Als ich mich in meine Rüstung gezwängt hatte, war aber schon fast alles vorbei. Die Gesandten hatten sich eine Geisel genommen, Arkus Wolpertinger. Sie hatten sich mit ihm in ein Zimmer eingeschlossen und waren dann aus dem Fenster geklettert und verschwunden.

Zur gleichen Zeit muss wohl der Herzog, trotz Krise, seine Geliebte aufgesucht haben, um diese endgültig in die Welt der Sterblichen zu holen. Mit Hilfe des Ringes konnte er sie zu einem Menschen machen. Ich selbst habe davon gar nicht mitbekommen. Ich war nur verblüfft, als ich all diese Neuigkeiten erfuhr. - Die Menschen sind schon seltsame Geschöpfe! Die ganzen Geschehnisse des Abends sind für mich so verworren und seltsam... .

Nun, das Winterboldfest war jedenfalls vergessen. Ich selbst beschloss die Burg am nächsten Morgen zu verlassen. Ich hatte genug von Intrigen und Politik der Menschen.

Demnächst mach ich mich auf den Weg in den Grunewald. Es interessiert mich doch sehr, was dort so vor sich geht. Ich hoffe dort auf Waldrabe zu treffen, da er sich in diesem Wald sehr gut auskennt. Auch hoffe ich auf Waldelfen zu treffen. Selbst wir Auelfen wissen doch recht wenig über unsere Vetter.

Ariana